Pater Anselm Grün war zu Besuch

Der Vortrag "Mut zur Entscheidung" von Pater Anselm Grün war ein großer Erfolg. 

110 Besucher waren begeistert dabei.  Es war ein toller Abend.

Foto: Amselm Grün

Foto: Annabell Jatzke

Auf eine kluge Entscheidung vertrauen

© Text Annabell Jatzke

Ihmert. Wo Anselm Grün auftritt, da ist es ausverkauft. Dementsprechend wunderte es auch nicht, dass die auf 110 Personen begrenzte Veranstaltung in der evangelischen Kirche Ihmert schnell nach Bekanntgabe des Termins ausgebucht war. Der meist gelesene spirituelle Autor Europa zieht die Menschen in seinen Bann und das nicht erst seit gestern. Seine Popularität ist ungebrochen, auch in einer Zeit, in der die Kirche ein denkbar schlechtes Image hat. 
In Hemers Süden war lange ungewiss, ob der Vortrag mit dem Benediktiner-Pater und Bestseller-Autor aufgrund der Corona-Pandemie stattfinden würde. Auch hatten die Ihmerter lange Zeit auf die Auftaktveranstaltung für das „Quartier-Kulturprogramm“, die eigentlich schon für 2021 geplant war, gewartet. Um so glücklicher war Pfarrerin Gaby Bach nun, Anselm Grün zum Auftakt begrüßen zu dürfen. Sie dankte allen Helfern für ihren Einsatz im Vorfeld der Veranstaltung. 
Ebenfalls erfreut zeigte sich Superintendentin Martina Espelöer, die neben Bürgermeister Christian Schweitzer Schirmherrin des Quartier-Projektes ist. Sie betonte in ihrem Grußwort, welch Freude und Ehre der Besuch von Pater Anselm Grün sei. Dass die Veranstaltung ausgerechnet in der Ihmerter Kirche stattfand, sei laut Espelöer eine Aufmerksamkeit für das Engagement der Ihmerter rund um die Kirche, den Quartiersraum und den intergenerativen Platz. 
Bei Anselm Grüns erstem Vortrag in Hemer lautete das Thema „Mut zur Entscheidung“. Dabei lieferte der Referent Denkanstöße aus seinem Buch „Was will ich? Mut zur Entscheidung“. Täglich müssen wir eine Vielzahl an Entscheidungen treffen, sei es beispielsweise im Beruflichen, bei Anschaffungen oder Aufgaben, die zu erledigen sind. Nach einem kurzen Exkurs in die Bibel, in der im Alten Testament sowie gerade besonders im Lukas-Evangelium Entscheidungen zu treffen sind, zählte Pater Grün die Gründe auf, warum wir uns nicht entscheiden können.
Der Mensch strebt stets nach der perfekten Entscheidung, doch in Wahrheit gibt es eigentlich nur kluge. Außerdem ist derjenige, der eine Entscheidung trifft, kritisierbar. Und so braucht man Mut zu der Entscheidung zu stehen. „Eine Entscheidung für etwas ist zugleich auch immer eine Entscheidung gegen etwas anderes“, nennt Pater Grün den dritten Grund, warum die Entscheidung oftmals schwerfällt. Zudem ist es ein lebensgeschichtlicher Aspekt, der die Menschen hemmt. Wer zu wenig väterliche Energie hat, der kann sich schlecht entscheiden.
Aber nicht nur die Gründe, die einen hindern, eine Entscheidung zu treffen, erwähnte der Referent, sondern er gab auch Ratschläge, wie man diese Hemmschwelle überwindet. Einerseits sollte man auf die kluge Entscheidung vertrauen, andererseits empfiehlt es sich, nicht auf andere zu hören und sich nicht von ihnen beeinflussen zu lassen. Des Weiteren rät Pater Grün zu einem Gebet, der Zwiesprache mit Gott. Um die für einen persönlich richtige Entscheidung zu finden, ist es zudem ratsam „In die Entscheidung zu gehen“. Damit meint Pater Grün, dass man den Blick in die Zukunft schweifen lässt und Träume sowie Bilder, die man im Kopf hat, miteinfließen lässt. 
Sich nicht zu entscheiden, sei im Übrigen laut Pater Grün auch eine Entscheidung. Er rät darüber hinaus nicht immer so viel zu grübeln, was andere von der Entscheidung halten. „Das lähmt uns selbst“, bringt er es auf den Punkt. 
Seinen berührenden Vortrag, der auch Pfarrerin Gaby Bach sichtlich traf, beendete Pater Grün mit seinem abendlichen Ritual. Gemeinsam mit den Anwesenden sprach er ein 1600 Jahre altes Abendgebet. Danach bestand noch die Möglichkeit, sich am Büchertisch, den der Buchladen am Neuen Markt stellte, eine der Schriften signieren zu lassen.
Pater Anselm wurde als Wilhelm Grün am 14. Januar 1945 im fränkischen Junkershausen geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen sechs Geschwistern in München. Dort half er bereits als kleiner Junge im Elektrogeschäft seiner Eltern mit. Nach dem Abitur trat er im Alter von 19 Jahre als Novize in die Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg ein. 
Dort lernte der junge Mönch die Kunst der Menschenführung aus der Regel Benedikts von Nursia kennen. Dabei entdeckte er die Tradition der alten Mönchsväter wieder, deren Bedeutung er immer wieder in Verbindung mit den Erkenntnissen der modernen Psychologie bringt. 
1977 wurde er nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft zum Cellerar, dem wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach, ernannt. Bis 2013 war er damit für rund 300 Mitarbeiter in über 20 Betrieben verantwortlich. Noch heute kümmert er sich um finanzielle Angelegenheiten der Abtei. 
In seinen zahlreichen Kursen und Vorträgen geht er auf die Nöte und Fragen der Menschen ein. So wurde er zum spirituellen Berater und geistlichen Begleiter für viele Ratsuchende unabhängig von ihrer Konfession. Mit mittlerweile rund 300 veröffentlichten Büchern, in 31 Sprachen übersetzt, erreicht er ein Millionenpublikum. Mit seinem ermunterten Vortrag drang er nun auch zu seinen Zuhörern in Ihmert durch. Und manch einem wird es jetzt vielleicht etwas leichter fallen, eine Entscheidung zu treffen. 
Vielen Interessierten musste Gaby Bach leider absagen, weil die Kapazität erschöpft war. Für alle die Anselm Grüns Vortrag nicht beiwohnen konnten, verriet der Pater ein kleines Trostpflaster: Nächstes Jahr ist er wahrscheinlich wieder in Menden zu Gast. 

 

Foto: Amselm Grün

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